the sea is the last free place on earth – Humphrey Bogart
Ein Jahr lang sind wir nun im Pazifik unterwegs, im grossen Blau. Gesehen haben wir kleine Korallenatolle mit eher spärlichem Palmenbewuchs aber einer unglaublich intakten Unterwasserwelt und ganz herzlich einladenden Menschen, größere Inseln mit Bergen und einer üppigen Vegetation, und ganz stark beeindruckt sind wir von der Osterinsel Rapa Nui. Hier lebt es sich in einem ganz anderen Takt in einer zeitlosen Welt, wie es scheint. Pferde, Kühe, alles ist auf den Strassen unterwegs, streng überwacht durch die stramm stehenden Moais. Musik und Feste, eine Insel voller urig bewachsener Vulkane, Mythen und Geschichten. Und dahin geht es jetzt auch zurück, allerdings verkürzen wir die Reisezeit, indem wir mit dem Flugzeug reisen werden. INTI darf sich mal erholen und liegt sicher im Hafen in Tahiti.
Die letzten Monate haben wir in Tahaa, Raiatea, Bora-Bora und Moorea verbracht.
In Huahine trinken wir noch unseren Kaffee aus und folgen dem Kanurennen Hawaiki Nui nach Tahaa. Schönes Blistersegeln mit fünf Knoten. In der Lagune von Tahaa und Raiatea angekommen fällt der Anker zwischen etlichen Korallenköpfen im weissen Sand. Wir bewundern die schöne Aussicht auf Bora-Bora, welches hinter einem kleinen Motu mit einigen Palmen aus dem Meer ragt. Wir lassen die Seele baumeln, gehen im nahegelegenen Korallengarten Tag für Tag schnorcheln, die Fische streichen ganz nah um uns herum, so bunt und schillernd und das Wasser kristallklar. Fast die ganze Zeit verbringen wir unter Wasser, einen kleinen Landabstecher zum Einkaufen, sonst geniessen wir einfach die Schönheit und Farbenpracht der Fische und Korallen unter Wasser.
Doch nach einiger Zeit packt uns doch die Lust, uns mal die Schwesterinsel Raiatea anzuschauen, zumal wir dort gute Freunde haben, die wir gerne besuchen wollen. Raiatea ist viel geschäftiger, Autos düsen durch die kleine Stadt, Kreuzfahrtschiffe kommen glitzernd und funkelnd an den Hafenpier, ein grosses Frachtschiff aus Holland bringt Katamarane für die hier ansässigen Charterfirmen. Wir leihen uns das Auto unserer Freunde und schauen uns die Insel an, die die Wiege der polynesischen Kultur sein soll. Und wir werden belohnt: es liegen viele archäologische Stätten am Wegesrand, Wasserfälle stürzen die Berge herunter und am Ende dieses Ausfluges machen wir noch eine überraschende Erfahrung. Wir laden einen Tramper ein, ein junger Franzose, der hier auf einer Bio-Farm arbeitet. Wir fragen, ob wir uns diese mal anschauen können, genauer genommen ist es eine Permakultur-Farm. Klar, und schon stiefeln wir durch Matsch und Pfützen in die Berge hinein, wo sich ein riesiges Areal befindet, welches nach diesen Kriterien bewirtschaftet wird. Tomaten, Paprika, Gurken, verschiedene Salate, Auberginen, unterschiedliche Obstsorten, alles wächst im so fruchtbaren Boden und wird liebevoll gepflegt.
Nun gehts weiter nach Bora-Bora, ein Schlag von etwa sechs Stunden. Wir haben guten Wind und nach langer, langer Zeit mal wieder einen Fisch an der Leine. Und was für einen! Ein Prachtexemplar von Wahoo zappelt und zappelt, bis er erstmal zu einem gehaltvollen Ceviche verarbeitet wird. Die kommenden Tage beschäftigen wir uns mit der Konservierung dieses Fisches, wollen wir doch nix davon wegwerfen. Zu ersten Mal beizen wir Filetstücke und heraus kommt ein wunderbarer Baguettebelag, besser als Graved Lachs. Der Rest wird als Curry eingemacht und mit unseren schwedischen Freunden heisshungrig verschlungen. Bora-Bora erscheint im Kopf immer als das Paradies der Reichen und Schönen, doch bekommen wir davon kaum etwas mit. Die Resorts auf Stelzen liegen dicht auf dicht im türkisen Wasser, vor vielen von ihnen sind aufblasbare Schwäne geparkt, doch hier herrscht eher polynesische Gelassenheit. Die Charterkatamarane kommen abends und verlassen die Ankerplätze gleich am nächsten Morgen, um neue Ziele aufzusuchen. Wir laufen über ein Motu (vorgelagerte Palmeninsel), begegnen einer Hochzeitsgesellschaft, die, von Ukulelenklängen begleitet, im Wasser ihre Zeremonie abhält, Familien grillen gemütlich am Strand, ein Pärchen trinkt Champagner im halbhohen Wasser. Leider sind die Korallen hier grösstenteils zerstört, ein Hurrikan hat sie irgendwann mal niedergemetzelt. Das hat für uns natürlich seine Vorteile, oft ankern wir auf gerade mal drei Meter Tiefe im weissen Sand. Schöne Adlerrochen konnten wir allerdings doch beobachten.
Den nächsten Nordwind nutzen wir aus, um Richtung Tahiti aufzubrechen. Eine wunderbare Nachtfahrt mit Vollmond und einem herrlichen Sternenhimmel später liegen wir in der malerisch gelegenen Cook-Bay in Moorea (laut Legende ist Cook hier garnicht angelandet, sondern in der Nachbarbucht). Aus einer im Reiseführer mit zwei Stunden angegebenen Wanderung wird eine im wahrsten Sinne Gratwanderung, zwischendurch werden wir mit imposanten Panoramaaussichten belohnt, oben auf dem dschungeligen Berg regnet es in Strömen und unsere einzige Wasserflasche nähert sich bedrohlich dem Ende, als wir unter umgestürzten Bäumen und schlammigen Bächen nach dem Weg suchen. Nach sechs Stunden kommen wir langsam zum Ende dieses Marsches, finden Kokospalmen und lassen uns das frische Kokoswasser in die ausgedörrten Kehlen rinnen. Ein Jungbrunnen! Wir haben Glück und können fast bis zu unserem Ankerplatz zurücktrampen, doch die letzten Meter müssen wir doch noch auf unseren, feste Schuhe nicht mehr gewohnten, Füssen zurücklegen. Wir schlafen wie die Babies. Wir wettern noch eine Front mit viel Regen und starken Böen in der Nachbarbucht ab und schon sind wir auch wieder in Tahiti. Hier vertäuen wir unsere INTI in der Marina. Weihnachten denken wir uns: gehen wir doch mal wieder in die Kirche, wir haben ja schon erlebt, wie schön und inbrünstig hier gesungen wird. So quetschen wir uns in das Auto unserer Freunde und ab gehts zur katholischen Messe in die alte Sacre Coer. Wir erleben ein fröhliches Treiben, die meisten Menschen sind in Weiß gewandet und tragen extra viel Blumenschmuck hinter dem Ohr oder auf dem Kopf, Kinder laufen barfuß durch die Kirche, ein komplett auf dem Kopf tätowierter Mann sitzt ein Paar Reihen vor uns brav neben der Familie in der Bank. Es wird gesungen, in Tahitiens (der Ursprache) und ein ganz wenig auch in französisch. Mit viel Pathos hält der Priester seine Predigt, ab und zu wird in der Gemeinde dazu geschmunzelt und anschliessend stehen alle auf, halten sich an den Händen, es wird gesungen und eine Woge erfasst die Gemeinde, in Wellen bewegen sich die Menschen in den Reihen, eine Gänsehaut jagt die nächste. Als das Lied vorbei ist, wird sich über die Reihen hinweg ein frohes Fest gewünscht, Hände werden geschüttelt, Küsse werden verteilt und Wärme breitet sich aus.
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Frohes Neues Jahr liebe Claudia und lieber Jonathan und dass euch den Wind und das Meer ständig weiter vorantreibt, da wo ihr neue Wasserwege entdeckt. Herzliche Grüße aus PlattKöln!
Ahoi meine Gutesten, auch von mir ein glückliches Neues und einen guten Start in Rapa Nui… Genießt die Zeit und grüßt mir alle… Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Tahiti… Hasta baldo, euer solitario
Ihr Lieben, alles Gute für 2018 und allzeit passenden Wind wünschen euch
Rainer&Ingrid
Danke für die spannenden Berichte! Und eine schöne Zeit auf Rapa Nui. Grüßt Brigitte und Ulli!