Es ist geschafft! Mit der Schleuse Herbrum haben wir die Tidengewässer verlassen. Das letzte Stück ist der Skipper streckenweise mit 8 Knoten die Ems hochgeflogen. Begleitet hat ihn Skipper Heiner, der ihn ein wenig in die Raffinessen des Tidenschipperns eingewiesen hat. Wie es sich gehört, machen wir direkt unter dem “Parken verboten”- Schild nach der Schleuse fest. OK, der Schleusenwärter hat ein Auge zugedrückt, nachdem er erfahren hat, dass wir im nahegelegenen Yachthafen erstmal im Schlick festgesteckt haben und nur mit der Schlepphilfe eines Motorbootes wieder freikamen. Nun hängt der Skipper eingeklemmt zwischen WSA Booten im Nirgendwo des ostfriesischen Tieflandes. Aus dem tiefen Dunkel der Nacht erscheint ein Taxi mit der Capitana und Skippers Vater Ulli. Sie haben ordentlich Vino Tinto, dicke Steaks und leckerste Bremer Ottenbrötchen im Gepäck. Im “Hintergrund” des bisherigen Törns, lief die Familienhilfe auf vollen Touren. Crews wurden zusammengestellt, Zugfahrten und Essen organisiert. Alle sind voll im Bootsfieber und der Skipper ist schwer gerührt von so viel Hilfe!!
Nach einer saukalten und feuchten Nacht schleichen wir uns vor Arbeitsbeginn des WSA im dichten Morgennebel davon. Die Natur im Morgenlicht ist atemberaubend und die neue Mannschaft ist auch schon ganz verliebt in das Boot. Nach einem ausgiebigen Frühstück an der nächsten Haltemöglichkeit wagen wir uns an die zahlreichen Schleusen des Dortmund-Emskanals. Anfänglich ist das Ganze noch ein ziemlich stressiges Pingpong zwischen den Schleusenwänden, aber mit der Hilfe von Ulli entwickeln wir eine super Technik, die uns gemütlich und ohne lästiges Motorknattern durch die nächsten Schleusen bringen soll. Es lebe die Mittelklampe! Wer sie hat, wird sie lieben! Schleuse für Schleuse arbeiten wir uns hoch bis nach Lingen und machen gemütlich im alten Stadthafen fest. Unterwegs treffen wir wieder Hartmut und Renate, wir bleiben in ihrer Nähe, denn irgendwas scheint mit ihrem Propeller nicht in Ordnung zu sein. In Lingen muss Ulli leider wieder von Bord, des Skippers Mutter kommt vorbei um ihn abzuholen und bringt wieder leckeres Essen mit. Wir haben den nächsten schönen Abend an Bord.
Unsere erste gemeinsame Nacht auf dem neuen Boot ist wieder ganz schön frostig, doch wir sind trotzdem happy! Der nächste Tag ist aufregend, der erste Törn allein auf unserem Boot. Doch alles ist entspannt, der Skipper freut sich über die Manövrierfähigkeit des Bootes und das zuverlässige tuckern des alten Volvomotors und die Capitana entpuppt sich als echte Schleusenqueen. Problemlos nehmen wir Stufe um Stufe und biegen am Abend in den Mittellandkanal. Im Yachthafen Recke haben Hartmut und Renate schon alles für uns organisiert. Wir haben einen Liegeplatz, Strom, um endlich mal wieder die Heizung anzuwerfen, und warme Duschen. Die beiden warten schon mit einem Bierchen in der Hafenkneipe, ihre Überführung endet hier vorerst.
Die nächsten zwei Tage arbeiten wir uns durch den Mittellandkanal. Nicht besonders spektakulär, eine echte Binnenschiffautobahn eben. Spannend wirds erst wieder an der Schleuse Anderten, wo wir haarscharf eingeklemmt hinter zwei Binnenschiffen über 14m Hub bewältigen. Am Ausgang steht ein winkendes Empfangskomitee aus Schwester, Nichten, Schwager und Freunden. Die waren grad in Hannover und sind spontan vorbeigekommen, schön! Am Abend parken wir das Boot vorerst in der Nähe von Braunschweig, da wir leider zurück nach Berlin müssen. Aber bald geht es weiter, nur noch 200 km bis Berlin!
Hallo Jonathan und Crew,
herzlichen Glückwunsch zum Schiff und zur Überführung und zur Berichterstattung.
Immer eine Handbreit wünschen
Rainer und Ingrid