yes, we are in england!
Zuvor haben wir noch eine Runde durchs schöne Calais gedreht und uns das sehr bunte Rathaus angeguckt. Jetzt ist aber Schluss mit Rokokogeschnörkel, denn über uns thront eine finstere Ritterburg. Alles deutlich rauer hier in Dover. So auch die Überfahrt. Der Start in Calais war gemütlich. Angenehme Brise, kaum Welle und die Sonne kam auch langsam raus. Wir waren dennoch etwas hibbelig, denn 10 Meilen Verkehrstrennungsgebiet lagen vor uns. Für den Nichtsegler: das sind Gebiete in denen sich denen sich die Frachtschiffe bündeln. Eine Art Autobahn, auf der bestimmte Regeln gelten. Die Nächte davor hatten wir schon immer mal schwitzend einen Blick auf das Gebiet geworfen, das sich von Hamburg bis durch den Englischen Kanal zieht. Wie an einer Perlenkette reihen sich die Ozeanriesen dort auf.
Wir querten das Gebiet sehr gemütlich, ehrlich gesagt war ziemlich tote Hose…2-3 Grosse, Pff…..Einziges Problem war es, den Kurs zu halten. Man muss da exakt im 90 Grad Winkel durch und angeblich gibt’s saftige Knöllchen, wenn man sich nicht dran hält. Des öfteren hörten wir die letzten Tage die “Dover Coastguard” über den Äther motzen.
Die quer setzende Welle und die ungünstige Windrichtung machten das Kurshalten zu einem Balanceakt , wir schafften es dennoch allerdings nur unter Motor. Als wir endlich das Gebiet gekreuzt hatten und aufatmend die Fock rauswarfen briste es auf und wir hatten auf einmal 6-7 Windstärken und 3-4 Meter steile Hackwelle von vorne. Es krachte und die Gischt spritzte aus allen Richtungen über das Deck, doch unsere INTI zeigte mal wieder, was sie für ein tolles sicheres Schiff ist. Auch wenn das schon ganz schön gross aussah, was da auf uns zurollte, fühlten wir uns nicht einen Moment unsicher. Eine weitere gute Erfahrung, Seekrankheit scheint bei uns kein Thema zu sein. Ein Glück!
Die Capitana verkroch sich dennoch lieber erstmal unter Deck und überwachte die Funke während der Smutje die Wellenberge ausritt, immer Schwiegermamas Witz wie ein Mantra im Kopf (Was ist die Steigerung von “doof”? Doof, Dover, Calais!) Zickzack hopsten wir nach 2 Stunden in den Hafen von Dover. Leinen Fest und erstmal nen ordentlichen Pint Bier und ein extrem leckeres Menü beim local Inder. Cheers!
…yes, indeed, da gibt es manchmal einfach eine andere Welt. Selbst die Sonne scheint dort manchmal anders.
…aber gut, wir bleiben ja dieselben und das ist schon ein Vorteil.
Die “Dover Costgard” hat vielleicht auch andere Kompasse? Schief, dauernd zur Queen zeigend und auch eben mit englischen Maßen…
Es wird euch vielleicht die ersten Eindrücke vermitteln wie wandelbar die Menschen sind…
Schiff ahoi von Norbert
Einmal den Boden verlieren! Schweben! Irren! Toll sein! – Das gehörte zum Paradies und zur Schwelgerei früherer Zeiten – während unsere Glückseligkeit der des Schiffbrüchigen gleicht, der ans Land gestiegen ist und mit beiden Füßen sich auf die alte feste Erde stellt – staunend, dass sie nicht schwankt. (…) Es gibt noch eine andere Welt zu entdecken – und mehr als eine!
Auf die Schiffe, ihr Philosophen!” (Nietzsche)