Fiji very hot! So tönt es uns in den Strassen nun seit fast zwei Monaten entgegen. Und es ist wahr! Hatten wir vorher nur Geschichten von Seglern gehört, die über die Regenzeit in Fidschi schimpften so können wir nur bestätigen, es ist sehr sehr heiss. Aber verglichen mit der Regenzeit in anderen Ländern ist es hier nicht feucht, es regnet zwar ab und zu ausgiebig, aber kein Vergleich zum schwül-stickigen Panama oder Tahiti.
Nach der zweiten Zyklonwarnung, während der wir brav verkettet in der Marina ausgeharrt haben, zieht es uns wieder raus zu den Inseln. In der Marina ist es kochendheiß und draussen vor Anker haben wir wenigstens eine Brise und können jederzeit ins Wasser springen, schnorcheln und schwimmen. Wir fahren raus ins nahegelegene Musket Cove, hier waren wir zur Regattawoche schon einmal, damals drängten sich die Boote vor Anker, jetzt ist es unglaublich ruhig, gerade mal fünf Boote liegen hier herum. Aber auch kein Wunder, denn es ziehen immernoch schwarze Wolkenfronten über uns hinweg, die unglaublich viel Regen im Gepäck haben. Also erstmal wieder das Boot verrammeln und es sich im stickigen Bauch der INTI einigermassen gemütlich machen. Nach drei Tagen beschliessen wir, auf unsere Lieblingsinsel Navadra zu segeln und wir haben Glück! Von einem starken Südwind werden wir geradezu unserem Ziel entgegen gepustet. Natürlich hängt in dem Moment, wo es Zeit ist, die Segel hineinzuholen, ein Fisch an der Angel! Kaum merkbar hat sich eine wunderbare Makrele an unserem Köder festgebissen. Also wieder mal alles auf einmal: schnell die Segel rein, die Angelleine, Motor an, um den gefährlich näher kommenden Riffen zu entfliehen und rein in die Bucht! Sie leuchtet in allen Farben und das klare Wasser liegt ruhig und unbewegt vor uns. Wir schmeissen den Anker, lassen die Hüllen fallen, denn wir sind hier allein und geniessen ein ausgiebiges Bad im frischen Türkis. Frisch geduscht und hungrig auf frischen Fisch lassen wir uns glücklich im Cockpit nieder, doch-was ist denn das? Auf einem der drei Strände können wir Menschen erkennen! Zu zweit spazieren sie am Strand entlang, dort, wo bei unserem letzten Besuch eine einsame Ziege vor sich hin meckerte! Wir holen das Fernglas heraus und können erkennen, dass es weißhäutige Menschen sind, werden sie hier gemästet, um beim sonntäglichen Schmaus verzehrt zu werden? Wurden sie ausgesetzt, weil sie ihr Hotel nicht bezahlen konnten? Sie machen keine Anstalten auf sich aufmerksam zu machen, wir vermuten, dass sie, genau wie wir, ihre Ruhe und Einsamkeit geniessen wollen und einfach eine Nacht auf der Insel allein verbringen möchten (und dafür einen Haufen Geld ausgegeben haben). Wir widmen uns unserer Makrele, die fantastisch mundet, und fallen in einen tiefen Schlaf. Und siehe da: am nächsten Morgen werden die Einsamen von einem Boot abgeholt, wir müssen uns also keine Rettungsaktion überlegen.
Um unser Boot herum hat sich eine Schar Tintenfische versammelt und als sich Smutje zum Morgenschwimmen in die Fluten stürzt bekommen sie einen solchen Schock, dass sie erstmal einen satten Strahl Tinte versprühen, ganz schwarz wird das Wasser um die INTI herum. Nun ist Smutjes und Capitanas Ehrgeiz geweckt! Wie lecker sind doch Kalamari, zum Beispiel mit Spaghetti oder als Vorspeise mit Zitrone und Knoblauch! Schnell hat Smutje sein Angelzeug auf passende Köder durchsucht und was Geeignetes gefunden. Rein mit der Leine ins Wasser, den kleinen Viechern vor dem Schnabel rumwedeln und schon beißt der erste Heini zu! Yeah- das funktioniert ja super! Drei weitere tun es ihm nach, doch dann scheint beim Schwarm ein Lerneffekt eingesetzt zu haben und er verzieht sich. Nun gut, das ist doch für den Anfang nicht schlecht und so klein sind die Tierchen garnicht. Doch erstmal muss die flache Gräte raus und kaum hat Smutje eins der Tierchen in die Hand genommen, ertönt ein seltsames Geräusch: Piiiiiiiissssscccchhhhhh! Mit vollem Druck schleudert der kleine Gesell all seine Tinte heraus, sie landet auf Smutje, am Boot, im Cockpit, überall sind schwarze fischig riechende Kleckser. Einer nach dem anderen verabschiedet sich mit diesem zischenden Geräusch und wir haben die Sauerei. Doch die ist mit Wasser schnell beseitigt und das Mahl wird außergewöhnlich köstlich! So fliegen die Tage dahin, Freunde kommen mit ihrem Boot, harpunieren ein paar Fische und wir geniessen ein Lagerfeuer am Strand. Doch es zieht uns weiter, wir wollen uns auch die nördlich gelegenen Inseln anschauen, die haben wir bis jetzt noch nicht gesehen.
Leider kommt so gar kein Wind auf und wir knattern in der Hitze Insel für Insel weiter hoch. Falsch in den Seekarten vermerkte Riffe kreuzen unseren Weg und zwei weitere Makrelen unsere Angelschnur. Sollen wir hier ankern? Ach nee, lass uns weiter, und so kommen wir kurz vor Dunkelheit in der famosen „Blue Lagoon“ an, so benannt nach dem mehrfach verfilmten Buch, am bekanntesten wahrscheinlich die Version mit Brooke Shields in der Hauptrolle.Wir schmeissen den Anker und geniessen die Ruhe hier in der Bucht, die letzten Nächte waren wieder etwas rollig und schaukelig. Viel ist hier los, Resorts am Strand, Touristen werden zum Schnorcheln an den Riffen ausgesetzt, und bei einem Landgang erfahren wir, dass ein Fisch-Essen im Resort mit Tanzshow umgerechnet 40 Euro kostet. Holla, das können wir auch selbst. Wir laufen über den kleinen Berg der Insel und staunen nicht schlecht: hier wächst alles, was das Herz begeht! Riesige Ananas schauen duftend unter ihrem mächtigen Kopfbüschel hervor, Basilikum sendet seinen Duft aus, Kartoffeln, Süsskartoffeln und allerhand Wurzelgemüse säumt unseren Weg, Tomaten, Gurken, Bohnen-das reinste Paradies! Doch hier wird für die Resorts angebaut und uns geht langsam das Frischzeugs aus und es wird zunehmend ungemütlicher hier im Norden. Der Wind pfeift durch die Bligh-Passage und graue Wolkenfetzen fegen über den Himmel. Eines nachts erwischt uns eine heftige Regenböe, auf einmal macht die INTI knirsch, sie hatte sich in der Böe gedreht und wir berühren einen Korallenkopf. Schnell im strömenden Regen Ankerkette reinholen und am nächsten Tag weit weg von gefährlichen Korallen ankern!
Nach ein paar Tagen brechen wir wieder gen Süden auf, ankern noch zwei Nächte ziemlich ungemütlich vor einer Insel und segeln zurück ins Marinaleben.
So viel Zeit haben wir noch nie in einer Marina verbracht, dicht an dicht mit anderen Booten liegen, die täglichen wichtigen oder unwichtigen Gerüchte zu vernehmen, zu wissen, wer wann duschen oder zur Bar geht, von vorbeilaufenden Leuten einen Spruch ins Cockpit zu bekommen und beim Zyklonalarm in Ketten zu liegen. Alles neu. Hat aber auch seine guten Seiten, man hilft sich mit Werkzeugen aus oder bringt dem anderen was aus der Stadt mit. Es gibt einen kleinen Marinagarten, in dem von „Star“, einer us-amerikanischen Seglerin, die mit ihrem Mann hier hängengeblieben ist, liebevoll Auberginen und diverse Kräuter, Spinat und Tomaten angepflanzt wurden. So können wir unser Essen verfeinern, leckere Pestos aus dem munter gedeihenden Basilikum machen und unseren Salat mit Rucola anreichern. Nicht schlecht. Mittlerweile brauen wir dazu auch unser eigenes Bier, Freunde haben uns aus Neuseeland ein Bierbrau-Set mitgebracht und ein anderer Kumpel hatte das passende Fass dazu. Jetzt blubbert es in regelmässigen Abständen in unserem Cockpit, das Gebräu muss dann in Flaschen gefüllt werden und noch ein paar weitere Tage gären, bis wir es geniessen können. Wir sind gespannt, hoffentlich passiert uns nicht das gleiche Missgeschick wie unserem Kumpel, dem einige der Flaschen um die Ohren geflogen sind….
Ansonsten stehen wir früh auf und machen erstmal eine Stunde Yoga mit unserem Freund Giovanni, der in Italien 30 Jahre Yoga gelehrt hat. Frisch stürzen wir uns danach auf die TO-DO-Liste, auf der seit vier Jahren: FENSTER AUSBAUEN! vermerkt ist. Zwischen Fenster und Rahmen rostet es seit Jahren schon und wir haben immer schön prokrastiniert, denn was kann man nicht alles kaputt reparieren….Doch jetzt ist der Moment!!!! Mutig werden die Fenster entfernt, Smutje schwingt Hammer, Flex und Schleifer, um dem Rost Herr zu werden, Capitana befreit die Fenster vom Sika-Schmadder, der seit Jahrzehnten in den Ritzen klebt. Das Projekt gedeiht, der Rost ist beseitigt, doch irgendetwas haben wir vergessen. Hhhmmm, da war doch was….Regenzeit? Ach jaaaaaaa. Und eines nachts (warum eigentlich immer nachts?) fängt es an zu pladdern, es pladdert und pladdert und die provisorischen Fenster plus gespannter Plane halten nicht mehr ab, Schwälle von Wasser ergiessen sich auf die Polster und während Smutje fluchend im Regen die Plane richtet, leert Capitana drinnen Eimer für Eimer. Der nächste Tag verwöhnt uns mit Sonne satt und so kann das vollgesogene Polster einmal in der Sonne durchbraten glücklicherweise sind die offenen Stellen nicht so arg nachgerostet, da hilft ein bisschen Schleifen bevor es dann zur Sache geht: drei Schichten Epoxy-Primer und dann Decksfarbe drauf, Fensterrahmen gereinigt und poliert und anschliessend wieder mit Smutjes Lieblingsmaterial (dies ist ein Scherz, da er sich immer von Kopf bis Fuss mit dem klebrigen Zeugs einsaut) Sika, Bostik, alles, was man mit der Spritzpistole aufträgt, dick verschmampft einfügen. Das klappt ohne allzu viel Gefluche und schon sieht die eine INTI-Seite ganz manierlich aus. Jubel! Es fühlt sich an, als hätten wir ein neues Boot!!!!!! Das ganze trocknet einen Tag und mangels Regen muss der Wasserschlauch dran. Never change a running system. Es tropft mehr denn je zuvor und nun ist die Zeit zum Fluchen da. Ganz eindeutig. Was für ein Mist! Wir bräuchten neue Dichtungsgummies, die alten sahen ja doch schon etwas rissig aus. Nur werden wir die hier wohl kaum bekommen. Aber es gibt immer eine Notlösung, Smutje klebt die Fenster einfach mit einer Dichtung von der Rolle ab. Hoffen wir, dass es erstmal hält.
Mittlerweile kennen wir fast jedes Geschäft im nahegelegenen Lautoka und der Busfahrer begrüßt uns auch mit Handschlag. Außer, dass hier nicht gehupt wird, ist das Fahrverhalten, der meist indischstämmigen Busfahrer auch das Gleiche wie im Heimatland! Knirschend wird die Kupplung bedient, es wird wild gebremst, wenn jemand an der Klingelschnur gezogen hat, um einen Halt zu signalisieren, der Fahrer schäkert die jungen Schulmädchen in ihren bunten Uniformen an und schmaucht genüsslich seine Zigarette. Zwischendurch wird auch mal gestoppt, um ein Schälchen Kawa zu trinken und weiter geht mit quietschendem Gummi. Das quirlige Lautoka ist zu unserem zweiten Heimatort geworden, mindestens zweimal die Woche nehmen wir die waghalsige Busfahrt auf uns, um uns im Menschengewimmel totzuschwitzen. Auf dem Markt schallt uns das gegenwärtige BULAAA! von allen Seiten entgegen, gerade ist die Mangosaison vorbei, doch nun hat die Avokadozeit begonnen. So günstig und frisch wie hier haben wir noch nie eingekauft und so fröhlich auch noch nicht. Und ebenso fröhlich sind wir auch noch nie geweckt worden: in der Palme neben unserem Boot sitzt ein Vogel, der jeden Morgen munter zweimal: „Wake up-wake up!“ verkündet, um anschliessend wieder in muntersten Tönen weiter zu zwitschern. Wir empfehlen jedem einen solchen Vogel.
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Oceania’ connotes a sea of islands with their inhabitants. The world of our ancestors was a large sea full of places to explore, to make their homes in, to breed generations of seafarers like themselves. People raised in this environment were at home with the sea. They played in it as soon as they could walk steadily, they worked in it, they fought on it. They developed great skills for navigating their waters, and the spirit to traverse even the few large gaps that separated their island groups. Historically the Pacific Islands have been viewed as lacking in resources, dependent on other countries and restricted by the sea. Hau’ofa encourages people to change their perceptions by reintroducing the term ‘Oceania’ to scholarship, describing the resource-rich environment of the Pacific Islands where the ocean is a pathway rather than a barrier.( Pacific scholar Epeli Hau’ofa)