Nach einer stürmischen Nacht auf See mit Windstärke 6-7 und fast drei Monaten an einigen der abgelegensten Orte dieses Planeten fällt unser Anker vor Neiafu in der Vavaugruppe von Tonga. Es gibt wieder frisches Gemüse, kühles Bier, Internet und viele andere Boote zum quatschen und austauschen, auch mal wieder ganz schön! Doch mehr dazu im nächsten Bericht, hier erstmal unsere Zeit im fernen Atoll Suwarrow.
Ein flautige Woche auf See liegt im Kielwasser als wir um die Mittagszeit die Palmenwipfel Suwarrows am Horizont erblicken. Eifer packt uns, hoch den Blister, das Grosssegel dazu, ja, wir schaffen immerhin drei Knoten Fahrt, die schwarze Wolkenwand wird schon vorbeiziehen, sie wäre das Ende für das 85 Quadratmeter grosse Leichtwindsegel, aber wir wollen ankommen, einfach nur ankommen, den Anker schmeissen und uns ausruhen! Drei Meilen vor der Einfahrt in das Atoll holen wir die grosse bunte Blase herunter, reffen das Grossegel und hauen den Motor rein, gerade rechtzeitig, denn die schwarze Wand hat es zur Abwechslung mal richtig in sich. Regenböen peitschen in Sturmstärke über uns hinweg während wir INTI mit ächzendem Motor durch den Pass prügeln. Doch dann sind wir in der Lagune und schaffen es gerade noch rechtzeitig, unseren Anker zu werfen! Einsam wartet dort die kleine, leichte “Abraxas”, sie ist schon einen Tag vor uns angekommen. Endlich sind wir in Suwarrow, einem unserer Traumziele, vor fünf Jahren in Deutschland noch so fern und unerreichbar.
Einer der isoliertesten Orte der Welt, der abgelegen in den abgelegenen Cookinseln liegt. Ein kleiner, unbewohnter Landkrümel im riesigen Blau, von dem so viele der alten Segelhelden schwärmten und der vor allem durch den Aussteiger Tom Neale berühmt wurde. Neale beschloss 1952, die Zivilisation hinter sich zu lassen und mit nur zwei Unterbrechungen lebte er 16 Jahre wie ein Einsiedler an diesem weit entfernten Ort. Seine einzige Abwechslung waren die Segler, die ab und an mal vorbeischauten. Heute ist Suwarrow ein Naturpark und zwei Parkranger haben seine alte Hütte bezogen und auch sie freuen sich über jeden Seglerbesuch. Harry und John kommen auch gleich am nächsten Tag vorbei, unter dem Arm einen absurd anmutenden Papierberg, denn sie müssen uns offiziell in die Cookinseln einklarieren und dafür abwechselnd alle erforderlichen Behörden verkörpern. Mit einem Schmunzeln spielen sie den Ball hin und her: „Hey, jetzt übergebe ich offiziell an die Quarantäne“, „Ok zurück zum Zoll“, „Halt! Noch die Einwanderungsbehörde“, „Jetzt bist du die Biosecurity, sprüh mal das Boot aus…“ Bürokratischer Wahnsinn am Ende der Welt, doch auch wir nehmen es mit Humor.
Am Abend kommt Harry dann auch schon wieder vorbei, es gibt etwas zu feiern auf der Insel und ob wir nicht eine Flasche Rum gegen Hummer tauschen könnten. Da sagen wir nicht Nein und neben dem Hummer werden wir natürlich auch zur Party eingeladen. Und siehe da: die Welt ist mal wieder klein und Suwarrow doch nicht so abgelegen, am Ufer erwartet uns eine internationale Gruppe aus Wissenschaftlern, Volontären und Studenten, die gerade ein Projekt zur Repopulation bedrohter Vogelarten abgeschlossen haben und sie gehören zum gleichen Verband wie die Vogelfreunde, denen wir im Gambier-Atoll geholfen haben! Eine lustige, interessante Runde mit der wir uns sofort anfreunden. Unter ihnen auch die aktuelle „Miss Cook“ Alanna, und Ash eine Tauchlehrerin aus den USA. Mit Ash und Alanna schnorcheln wir jetzt täglich raus zum „Cleaning Spot“, ein Korallenblock im Atoll, an dem sich zu Niedrigwasser die Mantarochen sammeln, um von den Putzerfischen abgeknabbert zu werden. Wir staunen nicht schlecht über diese gewaltigen Lebewesen, die zum Greifen nahe, majestätisch an uns vorbeiziehen, wunderschön! An einem Tag sehen wir sogar einen komplett schwarzen Manta, laut Ash ein sehr, sehr seltenes Exemplar!
Tags darauf haben die Ranger ein paar schöne Tunas und Wahoo gefangen und schon sitzen wir wieder abends unter den Palmen und schmausen. Die Tage plätschern dahin an diesem zeitlosen Ort, ohne jegliche Zerstreuung durch Internet, Fernsehen oder Radio. Eine Mission haben wir allerdings, nach fast fünf Jahren installieren wir unser Just Married-Schild auf der Insel. Etwas morsch ist es schon, hat aber fast 15.000 Seemeilen, Stürme, Gewitter und schwüle, tropische Sommer überstanden. Es hängt jetzt an dem Ort, wo wir es hinhängen wollten und von dem wir damals nur eine vage Vorstellung hatten.
Und dann heisst es auch schon Abschied nehmen von diesem kleinen Paradies, neue Segelboote lösen uns ab, das Wetter ist vielversprechend, 700 Meilen bis Tonga liegen vor uns.
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Es geht uns alten Europäern übrigens mehr oder weniger schlecht;
unsere Zustände sind viel zu künstlich und kompliziert, unsere Nahrung und Lebensweise ist ohne die rechte Natur …………. Man sollte oft wünschen,
auf einer Südseeinsel als sogenannter Wilder geboren zu sein,
ohne falschen Beigeschmack, durchaus rein zu genießen.
(Goethe!!!)
Zivilisationsverdrossenheit schon vor über 200 Jahre