Nun liegen wir schon über eine Woche in Tonga vor Anker, wettern immernoch einen Sturm ab, der uns davon abhält, weiter ins südliche Tonga oder nach Fiji zu segeln. Der Wind faucht um unser Boot herum und wir finden Zeit, die letzten Stationen Revue passieren zu lassen. Als erstes unseren Törn von Bora-Bora nach Mopelia (Maupi’haa).
Eine Tour zum Abgewöhnen. Nach einer wahnsinnig böigen Nacht in Bora-Bora beschliessen wir, trotz Schlafmangels, mit unserem Freund Stefan von der „Abraxas“ nach Mopelia (Maupi’haa), dem letzten Außenposten Französisch-Polynesiens zu segeln. Und es wird nicht wirklich besser. Zuviel Wind haben wir nicht, auch keine Squalls, aber ein wahnsinniges Gerolle, alles fliegt von einer Seite zur anderen, obwohl durch etliche Klorollen gesichert. Das Einzige, was wir runterbringen sind Schlümpfe von Haribo und Wiener Würstchen, noch aus Bora-Bora, sowas Feines werden wir so bald nicht wiederbekommen… Nicht gerade die Schlachtverpflegung, aber das geht schnell rein. Im Abendlicht passieren wir Maupiti und nun gehts auf ins Abenteuer. Die Nacht verläuft relativ ruhig, wir haben uns mit dem Gerolle arrangiert. Im Morgengrauen wird die Schleppleine ausgelassen und nach einer Stunde schon zuppelt es wir irre auf der Winsch….Smutje stürzt an die Leine und-was zappelt da??? Ein sehr grosses Exemplar von Thunfisch hängt da an der Leine, hat den Kampf schon aufgegeben und lässt sich relativ widerstandslos an Bord ziehen. Jetzt wieder das übliche Massaker: Kopf ab, ausnehmen, zerlegen. Aufgrund von immernoch vorhandener Seekrankheit bekommen wir nix runter, machen aber erstmal ein köstliches Ceviche, bevor dann am Horizont die palmigen Buschel von Mopelia zu erkennen sind. Was für eine Freude, aber was für eine kribbelige Aufregung, denn der Pass in dieses Atoll hat NUR Strömung nach draussen, sprich, bei der Einfahrt IMMER Gegenstrom von mindestens drei Knoten. Da Stefan schneller ist als wir bekommen wir über Funk die Nachricht, dass alles halb so wild ist. Wir bergen die Segel und auf gehts durch das schmale Nadelöhr in den Pass hinein. Schmal ist er, sehr schmal. Zwei kleine Pikser im Wasser deuten die Einfahrt zwischen den Riffen an. Der Motor läuft und nach einiger Zeit ist INTI in it. Jetzt schnell zum Ankerplatz und nun ist alles ruhig, wir sind mitten in der Lagune, türkisblaues Wasser umgibt uns und die absolute Ruhe.
Wir verdrücken nun mit vollstem Genuss den frischen Fisch gemeinsam, freuen uns, dass der Anker liegt und schlafen erstmal wie die Babies. Was für ein Anblick erwartet uns am nächsten Tag! Ein wunderbar grünes Atoll mit etlichen Kokospalmen. Aber erstmal müssen wir unseren riesigen Fang bearbeiten, wir kochen einige Gläser mit dem Thunfisch ein, die ollen Reste wandern ins Wasser, dankend aufgenommen von den unzähligen Haien, die schon seit unserer Ankunft unser Boot umkreisen, uhhhh, unheimlich, aber hauptsächlich sind es die Black-Tip-Haie, sie sind gelblich und haben eine schwarze Umrandung an der oberen Flosse. Wir wissen, dass diese eher harmlos sind, aber es mischt sich auch anderes Hai-Gesocks darunter und das stimmt nicht gerade ein zum fröhlichen Baden in der Bucht. Aber wir haben ja unsere Dingis und so knattern wir fröhlich an Land und werden sogleich herzlich von den netten Schwestern begrüsst. Sie leben in einem schön hergerichteten Haus, davor steht ein riesiges, gemütliches Open-Air-Bett. Sie erklären uns den Weg zur „Strasse“, sieben Kilometer lang bis zum Ende des Atolls. Wir laben uns aber zunächst an selbstgeschlachteten Kokosnüssen, ein Höchstgenuss, auf den wir echt lange gewartet haben! Wir nehmen die Strasse in Angriff, eher ein plattgefahrener Trampelpfad und treffen alle paar Meilen auf Einwohner dieses abgelegenen Atolls. Alle begrüssen uns mit frischgepflückten Kokosnüssen und wir stillen unseren mittäglichen Durst. Nach und nach erfahren wir, dass Mopelia eine Aussenstation der Insel Maupiti ist, hierhin geht man, mangels Arbeit in Maupiti, um Kopra zu produzieren. Die paar Menschen hier sind in einer Kooperative organisiert und werden nach Ernte bezahlt, das Boot, welches das Kopra abholt kommt so etwa einmal im Jahr. Ansonsten besteht wenig Kontakt zur Aussenwelt, es gibt nicht einmal Radio, geschweige denn Internet oder Telefon. So ist man bei den etwa 15 Einwohnern mehr als erfreut, hier Segler zu treffen, die das ein oder andere Bier vorbeibringen. Die Insel ist sehr grün, es stechen uns Bananenstauden und Papayabäume ins Auge und wir erfahren, dass sogar die Muttererde von Maupiti hierhergebracht wird, um den Menschen das pflanzen von Obst und Gemüse zu ermöglichen.
Wir ankern um in die idyllische Südbucht und treffen auf Edgar, der uns gleich ein paar Kokosnüsse öffnet und uns zum gemeinsamen Fisch- und Krabbenessen einlädt. Am nächsten Abend trudeln wir ein und finden uns am vereinbarten Ort, dem Nachbarhaus wieder, an dessen Wand ein Schild hängt: Ski-Club Hina, Maupi’haa. Ski-Club? Und schon nähert sich Hina, der Tisch wird gedeckt und los gehts mit der munterem Futterei. Aber unsere Gastgeber essen garnicht. Das macht uns stutzig. Aber wir hatten schon gelesen, dass es in Teilen Polynesiens üblich ist, erst die Gäste essen zu lassen und dann irgendwann nach ihnen zu speisen. Hmmmm, etwas befremdlich. Das Rätsel um den Ski-Club lüftet sich nach einigen Flaschen selbstgebrautem „Como“, einem Gebräu aus Wasser, Zucker und Hefe, welches eine Zeit gären muss, um dann Alkohol zu entwickeln, etwas ähnlich dem Federweissen in Deutschland. Hina traf nämlich mal ein paar Engländer, die wissen wollten, ob es auf ihrem Atoll denn auch Schnee gäbe. Klar, sagte sie, und seitdem liegt bei ihr ein paar künstlerisch besprühte Skiier herum. Wow, willkommen im Skiclub, Skifahren im weissen Atollsand ohne Erhebungen. Weiter gehts, wir ankern nochmal um, wollen eigentlich den „Seeadler“, ein deutsches Kriegsschiff, welches sich hier selbst versenkt hat, beschnorcheln, doch die Strömung am Pass ist zu stark und so sammelt Smutje lediglich ein paar sogenannte „Klack-Klacks“, Krebse, die wir abends verspeisen. Wir können uns nicht sattsehen an dieser wunderschönen Lagune, sie leuchtet in allen Blautönen, die Haie ziehen gemächlich ihre Runden und nur die Unmengen von Vögeln, die hier auf den einzelnen Motus brüten geben ihre Schreie von sich.
Ein Paradies, welches wir nach zehn Tagen, mit dem Ziel Suwarrow, verlassen. Au revoir, polynesie française!
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Kennt ihr bestimmt, fiel mir aber ein bei dem Foto von euch Zweien im Wasser und den Booten im Hintergrund 🙂 …
Zwei Segel
Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.
Conrad Ferdinand Meyer
(1870)