Wir sind immer noch in Französisch-Guyana. Dieses kleine, schöne Land ist nicht nur ein Fitzelchen Europa mitten im Amazonasgebiet, es ist auch Europas grösster Weltraumbahnhof. Das ist natürlich schon was für zwei segelnde Weltraumfans! Wir waren schon etwas traurig, als wir lasen, dass wir gleich zwei Raketenstarts in einem Monat nur haarscharf verpassen würden. Doch siehe da, als wir eines Morgens zusammen mit unseren neuen Freunden Sabine und Sven von der BLUE FELIX am Touristoffice vorbeischlendern, stellen die beiden fest, dass der Start der zweiten Rakete verschoben wurde! Nicht genug der Freude, ist diese Rakete auch noch die schwerste und grösste Ariane 5, die je ins All befördert wurde. Darüber hinaus wird vom Weltraumbahnhof ein kostenloser Bustransfer organisiert! Von hier sind es immerhin knapp 200 Kilometer bis zum Centre Spatial Guyanais in Kourou und die offiziellen Beobachtungspunkte sind mitten im Dschungel, ziemlich schwer zu erreichen, und haben nur eine begrenzte Besucherzahl. Die Capitana und Sabine kramen ihre letzten Französischfetzen raus und organisieren die Telefonnummer zum Reservieren und Sven gibt sein Bestes, um dem CNES Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung klar zu machen, dass wir da unbedingt mit müssen. Erst heisst es, es sei alles besetzt, doch als Sven erklärt, dass wir mit zwei Segelbooten über den Atlantik hierher gekommen sind, kramt der nette Herr doch noch mal seine Listen durch und findet vier Plätze. Der alte Science Fiction Fan Smutje sitzt einfach nur happy da und kann es nicht fassen, dass es jetzt doch noch klappt. Am nächsten Tag flattert die Bestätigungsmail rein!!
Am 29.7. wartet dann ein picobello-neuer Bus auf uns
und weiter geht es Richtung Kourou
Am Sammelpunkt, einem Hotel im Nirgendwo, müssen wir ca. zwei Stunden warten, aber egal. Dann wird eingecheckt, Gepäck kontrolliert und mit Metalldetektoren nach Waffen gesucht. Die Sicherheitskontrollen sind ziemlich umfangreich.
Wieder im Bus gibts noch eine Sicherheitseinweisung, was bei Säureregen o.ä. zu tun ist.
Dann heisst es wieder warten, diesmal auf die Busse aus der anderen Richtung. Dann geht es weiter. Mittlerweile ist es dunkel und wir holpern im Konvoi auf einer Schotterpiste durch den dichten Dschungel. Dann auf einmal Asphalt, Licht, Zelte, Krankenwagen, Militär und Multimedia. Der Beobachtungspunkt Agami
Den Weltraumbahnhof mit der Ariane kann man nur durch das Fernglas sehen, wir befinden uns in einem Sicherheitsabstand von 7,5 km. Monitore übertragen Bilder vom Startplatz und aus dem Kontrollzentrum.
Dann ein Knall und ein gewaltiger Feuerball erscheint in der Schneise im Regenwald.
Dann hebt sie ab und schiesst in den Himmel. Der Schall kommt etwas später bei uns an, es knattert und donnert wie wild-die Luft vibriert.
Sie steigt höher und höher, bis sie irgendwann zwischen den Sternen dieser wunderbar klaren Nacht verschwindet. Ein einzigartiges Erlebnis!
Monitore übertragen das Abtrennen der verschiedenen Stufen und andere Infos
Danach müssen wir auf den Monitoren noch über eine Stunde Reden und Selbstbeweihräucherungen der Verantwortlichen ertragen. Genervtes Knurren geht durch die Menge, aber was soll´s, das ist wohl der Preis für diesen ansonsten völlig kostenlosen Super-Service.
Tief in der Nacht schmeisst uns der Bus wieder bei unseren Schiffen raus, müde und happy knattern wir mit dem Dingi heim.
Waaaah ! Wie geil ! Wir hatten echt auch mal ueberlegt, ob wir nicht einen Schlenker ueber Brasilien und F.G. machen, nur um einen Raketenstart zu sehen. Bleibt sicher lang in Erinnerung…. lg aus AT, David
Ja, wunderschönes Erlebnis… Kourou, meine alten Kumpels von der Raketenfront… irgendwie schön das auch noch mal zu sehen wie diese Technik da hochgeht.
Es erinnert mich auch immer daran wie ich doch mal so eine Satellitendüse in den Händen gehalten habe… na, ja, irgendwie nicht dauerhaft aufbauend…
Wie gut ist es, dass ihr da nicht mitgeflogen seid… so habet ihr ja noch die Chanse zum Geburtstag in Bremen zu sein. Ich bin aber von eurer Reise und eurem Mut sehr angetan und freue mich immer wieder von euch zu hören und zu lesen. Seit beobachtet und wenn nur auf der Google Landkarte und euren Berichten. Die anderen Beobachter sind sicherlich auch aktiv… und ihr seid etwas mehr weg von diesen saublöden Kriegen…
herzlich Norbert
Danke, danke, dass Ihr uns teilhaben lasst. Die Oberstufen der Ariane sehe ich hier in Bremen wachsen und auch die 5 ATVs konnte ich beim Bau verfolgen. Nun ist das letzte unterwegs zur ISS. Erst am 12. August wird es andocken und unseren Alexander Gerst mit Käsespätzle beglücken.
Wenn Ihr Glück habt könnt Ihr es bei klarem Nachthimmel miterleben. Seid auch von mir weiterhin beobachtet!
Sonnige Grüße aus dem Viertel,
Hansi
Das war bestimmt im wahren Sinne des Wortes ein erhebendes Erlebnis und man kann sich kaum vorstellen, dass die Ariane auch so was Profanes wie Käsespätzle, Linsen, Saitenwürstchen und Grießflammeri an Bord hat – jaaaaa – für diesen deutschen Astronauten, der da irgendwo im Weltall in der Raumstation ISS hockt.
He is a rocket man
Zero hour, nine a.m.
And I’m gonna be high
As a kite by then
I miss the earth so much
I miss my wife
It’s lonely out in space
On such a timeless flight
And I think it’s gonna be a long, long, time
‘Til touchdown brings me ’round again to find
I’m not the man they think I am at home
Ah, no no no
I’m a rocket man
Rocket man
Burnin’ out his fuse
Up here alone
Mars ain’t the kind of place
To raise your kids
In fact, it’s cold as hell
And there’s no one there to raise them
If you did
And all this science
I don’t understand
It’s just my job
Five days a week
A rocket man
Rocket Man
http://www.heavens-above.com/PassSummary.aspx?satid=25544&lat=5.1597&lng=-52.6503&loc=Kourou&alt=0&tz=Arg
Korrektur: am 12. August ist die ISS an Eurem Himmel nicht zu sehen, dafür in den nächsten Tagen. Leider in den frühen Morgenstunden und nur auf 10°.
Allzeit gute Fahrt,
Hansi