Wir schaukeln wieder! Seit drei Tagen sind wir auf See und wanken unserem grossen Etappenziel entgegen, der Chaguaramas Bay auf Trinidad. Die Chaguaramas Bay ist unser Tor in die Karibik und ein Wellnessparadies für Segelyachten. Werften und Marinas reihen sich aneinander, alle erdenklichen Shops mit Ausrüstung und Ersatzteilen stehen bereit, diverse Handwerker und Spezialisten lauern auf Kundschaft und verschiedenste Bars und Restaurants sollen die arbeitswütigen Yachties bei Laune halten. Hunderte von Yachten werden hier jährlich aus dem Wasser geholt, überholt und vor allem vor den drohenden Hurrikanes im Norden versteckt. So auch unsere INTI, die dringend mal wieder etwas intensivere Pflege braucht. Der Rost spriesst und braucht dringend mal eine Grundsanierung statt Ausbesserung, eine Halterung der Sprayhood ist abgerostet, Holzteile brauchen eine neue Schicht Lack, das Antifouling schreit nach einer neue Lage, irgendwo leckts im Dieselsystem, die Motorbatterie schwächelt und und und. Die harten Bedingungen des Ozeans und die Sonne und Feuchtigkeit der Tropen haben trotz regelmässiger Pflege deutlich ihre Spuren hinterlassen. Ein paar Wochen aufgebockt an Land leben und harte Arbeit warten auf uns. Nicht zuletzt wartet aber auch unser heiss ersehnter Wassermacher auf Einbau, den wir in Deutschland supergünstig bei Ebay gekauft haben und der uns hoffentlich wieder einen Schritt weiter in Richtung Unabhängigkeit bringen wird. Der Einbau wird eine Herausforderung in unserem vollgestopften Zuhause und Smutje plant und grübelt schon seit Wochen, wie er das am besten umsetzen kann. Wir freuen uns riesig auf selbstgemachtes Wasser! Endlich weniger Plastikmüll und nicht mehr ständig einen Wasserhahn suchen!
Doch noch sind wir nicht da. Die letzten drei Tage auf See waren ziemlich abwechslungsreich. Mal Flaute mal Wind, dann peitscht ein Regensquall mit über 30 Knoten über uns hinweg. Einreffen, Ausreffen, dann wieder in der Flaute motoren oder sich treiben lassen. Segeln der anstrengenden Sorte, doch wir kennen die Bedingungen in diesen Breiten mittlerweile ganz gut und wissen was zu tun ist. Letzte Nacht dann eine neues Abenteuer für unsere Nerven. Unser erstes Gewitter auf See. Blitze zucken und Donner grollt, begleitet von Sturzregen, und unser Mast weit und breit die einzige Erhebung auf dem Meer. Unheimlich! Also Computer und anderes elektrisches Equipment in den Backofen, was angeblich gegen die sichere Zerstörung bei nahen Blitzeinschlägen helfen soll, und die Funkantenne abstöpseln. Doch dann sind wir auf einmal nicht mehr die einzigen, was die Sache nicht einfacher macht. Ein Containerschiff hält in diesem Sauwetter direkt auf uns zu! Also Funkantenne wieder ran und den Kollegen erstmal fragen was er eigentlich vorhat. Doch Entwarnung, er hat uns bereits gesehen und weicht brav aus. Es sieht dennoch gespenstisch aus, wenn ein Ozeanariese bei Sturzregen und in relativ geringem Abstand in tiefdunkler Nacht an dir vorbeizieht. Na ja, auch das haben wir überstanden und wir haben ehrlich gesagt auch noch nie gehört, dass ein Segler vom Blitz erschlagen wurde. Angeblich ist man in einem Stahlboot, ähnlich wie in einem Auto, geschützt, die Elektronik muss allerdings meist dran glauben.
Ganz geheuer ist uns das Ganze dennoch nicht und wir freuen uns nicht nur deswegen auf die Ankunft. Wir haben das Wetter zwar sehr genau beobachtet, auf einen Starttag mit keinen nahenden Wetterstörungen gewartet und segeln südlich des Hurrikangürtels. Täglich sendet uns zudem, wie immer super zuverlässig, unser Wettermacher Norbert DL7ANK das Wetter über die Amateurfunke und bestätigt uns, dass alle ersthaften Gefahren weit, weit im Norden durchziehen. Dennoch ist das Ganze ziemlich anstrengend. Voraussichtlich zwei Tage trennen uns noch von Trinidad und dann heisst es erstmal durchatmen!
Via Kurzwelle von der INTI-27.08.2014 – 20:20 utc Position 10°33.29’N 059°35.47’W Kurs 250T
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Alles gute lieber Jona & Claudia, kommt intakt nach Trinidad, dort kenne ich Oba Phillips, klasse drummer und brother des Rapso….Also adresse besorge ich dir gerne wenn du Interesse hast auf groovige Einheimische. Bis baldo aber in HB, freue ich mich euch wiederzusehen. Sei herzlich umarmt, Ramón
Wirklich – voller Bewunderung. Eine großartige Reise bisher. Dagegen sind unsere stürmischen Tage auf der Ostsee ein Klacks. Lasst es euch gut gehen.
Rainer und Ingrid (jetzt in Bremen, sonst auf der WEGA)