Pilgern auf einem Segelboot?
„Oh Nein, mein Pilgerpass ist ins Wasser geflogen!“ Smutje steht fassungslos im Cockpit, der starke Wind ließ sein wichtiges Dokument einfach so davonflattern. Pilgerreise? Wasser? Das fragt sich jetzt sicher der ein oder andere. Ja, die Crew der INTI ist nach Galizien gereist, um den Jakobsweg auf einem Segelboot zu beschreiten. Populärer wurde der Jakobsweg in Deutschland durch Hape Kerkeling, der seine Erfahrungen in einem, mittlerweile zum Bestseller avancierten Buch beschrieben hat. Doch dass das auch über den Wasserweg möglich ist, war uns neu. Aufgeregt steigen wir in Deutschland in den Flieger, der uns in Vigo wieder aussetzt. Wir nächtigen im 17. Stock eines wunderschönen Hotels mit direktem Blick auf den Hafen.

Die Pilgerreise beginnt
Am nächsten Morgen steigt die Spannung, wir treffen die Gruppe, mit der wir auf eine fünftägige Pressereise gehen werden. Eine interessante Crew findet sich zusammen, ein Herr aus Großbritannien, der die Imray-Karten für die Biskaya erstellt hat, ein jüngerer Mann, der Marina-Apps betreut und einer aus Mallorca, der Marinas beim Aufbau betreut. So fangen wir an uns zu beschnuppern, doch dafür bleibt kaum Zeit, wir werden mit dem Segelboot, auf welchem wir die nächsten Tage verbringen werden, vertraut gemacht und lernen die sympathische Charteragentur „Sailway“ kennen, die diese Tour anbietet.

Wir reisen auch durch die Yachtclubs
Und schon finden wir uns in einem gediegenen Yachtclub wieder, lernen dessen Präsidenten kennen und werden mit einem opulenten Mittagsmahl verwöhnt. Die Galizier verstehen was vom Essen! Wir schwelgen zwischen unzähligen Vorspeisen, abgerundet mit einem stimmigen Wein, bevor wir überhaupt erst zur Hauptmahlzeit übergehen. Dazwischen viel Gelächter und Scherze.

Endlich wieder auf einem Segelboot übernachten!
Zurück auf dem Boot fühlen wir uns angekommen, denn wir werden hier übernachten. Unsere Bootsroutine ist nun einige Zeit her, doch wir fühlen uns sofort wieder heimisch! Es geht wieder raus aufs Meer, juhuuuu! Der so berüchtigte graue, nebelverhangene galizische Himmel zeigt sein schönstes Blau, es weht eine leichte Brise.

Wir segeln in den Hafen von Baiona, wo unsere Pilgerreise startet. Aus dem milden Morgenlicht erhebt sich die imposante „Fortalezza de Monterreal“. Nach dem Anlegen machen wir mit dem Präsidenten des ansässigen Yachtclubs einen kleinen Spaziergang um die, nun als Hotel genutzte Festung. Beeindruckend dicke Mauern trotzten einst den Eindringlingen von See. Doch der Schein trügt, vom Fort stehen nur noch die Befestigungen, der Rest wurde auf die Ruinen gebaut. Und nun naht der entscheidende Augenblick!

Der Pilgerpass wird abgestempelt
Wir bekommen den ersten Stempel in unseren Pilgerpass auf dem Weg nach Santiago de Compostela! Die Aufregung verfliegt schnell, denn es geht wieder an Bord, der Zeitplan ist dicht und wir müssen uns den nächsten Stempel in einer weiteren Marina abholen.

In Bouzas werden wir wieder von einem Komitee der Marina empfangen, werden durch die Räume des Yachtclubs geführt und bekommen unseren Stempel. Abgerundet wird der Tag von einem weiteren opulenten Mahl nach galizischer Manier.

Die Natur Galiziens ist traumhaft
Unsere erste Nacht an Bord fühlt sich gut an, mit Kaffee und Frühstück gestärkt segeln wir zur malerischen Insel Cies, der Archipel besteht aus drei unbewohnten Felsinseln mit weißen Sandstränden und klarem Wasser, was hier allerdings sehr kalt ist, es hat etwa 18 Grad!

Dennoch, nach unserem Mittag an Bord vor Anker lassen wir es uns nicht nehmen, ein Bad in den erfrischenden Fluten zu nehmen! Endlich, nach einem Jahr, wieder im Meer baden! Der Tag klingt, wie könnte es anders sein, wieder mit einem fürstlichen Abendessen in der Marina von Portonovo aus.

Das Wetter ist launisch
Um den Nachweis über die gepilgerte Strecke zu erbringen, muss ein Minimum von 90 Seemeilen gesegelt werden, sieben Kilometer auf dem Jakobsweg gelaufen werden und eine bestimmte Anzahl an Stempeln in den Marinas abgeholt werden. Also weiter nach Sanxenxo, Vilanova und Ribeira. Der Himmel ist mittlerweile grauverhangen, so echtes Bremer, äh, nein-galizisches Wetter. Während in Deutschland die 30 Grad-Marke geknackt wird, ziehen wir uns immer wärmer und regenfest an. Im Sprühregennebel können wir die Insel Ons ausmachen, magisch und verwunschen liegt diese felsige Insel vor uns, Vögel kreischen, eine vorbeifahrende Fähre können wir nur am Motorengeräusch erahnen, sonst ist sie komplett im Nebel verschluckt.

Ein rauer Törn nach Santiago de Compostela
Der vierte und letzte Tag auf See wird rau, doch wir müssen die letzte Etappe nach Portosin absolvieren. Der ein oder andere füttert die Fische, das Boot stampft durch die Wellen, Sandbänke und tückische Felsen müssen umschifft werden, es regnet in Strömen und um uns herum eine kabbelige See. Doch schlussendlich erreichen wir den Hafen von Portosin. Hier werden Erinnerungen wach, 2013 lagen wir mit INTI hier, genossen endlich die spanische Lebensfreude und waren froh, die Biskaya gemeistert zu haben.

Wir haben die Pilgerreise gemeistert!
So, einen Stempel noch, ein paar obligatorische Gruppenfotos und ab nach Compostela. Auf dem Weg dahin bekommen wir in einer freundlichen kleinen Pilgerstation einen Wanderstock mit Jakobsmuschel dekoriert, einen Hut haben wir bereits bekommen, ein Schluck traditionellen Feuerwassers rinnt durch unsere Kehlen und ein kleines Küchlein zur Stärkung wird gereicht.

In Santiago de Compostela bleibt der Trubel, an den wir uns noch erinnern, aus, ein paar wenige Pilger stehen vor dem Büro, welches die Compostelana ausstellt. Ein in Latein verfasstes Dokument besiegelt unsere Pilgerreise. Eine abwechslungsreiche Tour nähert sich dem Ende. Wir können diese Reise nur empfehlen, ein Mix aus Entspannung an Bord mit eindrucksvoller Kulisse, gepaart mit dem Einblick in verschiedene Marinas und dem abschließenden Besuch von Santiago de Compostela.
