Nach über einem Jahr verabschieden uns von Französisch-Polynesien! INTI liegt randvoll mit Proviant in der Lagune von Bora-Bora und reckt aufgeregt ihren Bug gen Westen. Morgen geht es los, Maururu Roa-ein großes Dankeschön für die tolle Zeit hier!
Was haben wir hier für Eindrücke sammeln können, gerade verlassen ein paar neugierige Kinder in Bora-Bora unser Boot, sie wollten einfach mal schauen, ganz ohne Scham und völlig begeistert gingen sie von Bord. Jetzt geht es weiter in den wilderen Westen, nach Mopelia, dem letzten Außenposten Französisch-Polynesiens, Suvarrow, dem Einsiedler-Atoll vom Aussteiger Tom Neale, Fidschi, Tonga…Alles bisher nur Namen, wir werden sehen, wie diese sich mit Leben und Farbe füllen.
Wir nehmen so viel mit von hier, vor allem die Gelassenheit. Stress ist hier völlig unbekannt, nie haben wir ein Auto hupen hören, im Supermarkt zählt man uns das Geld geduldig aus der Hand und Gedrängel oder Gezeter gibt es nicht. Wenn die halbwüchsigen Jungs mit ihren Bose-Lautsprechern lautstark Party vor dem Dorfshop machen gibt es keinen, der meckert, jeder wuselt in seinem Garten herum, pflegt den unglaublichen Reichtum an Obst und Gemüse, bereitet das Boot für den Fischfang vor, Kinder toben herum, immer fröhlich, Leute stehen im hüfthohen Wasser und genießen ein frisches Bier, Ausflugsboote passieren, ein Ukulelespieler unterhält die Gesellschaft, ohne dass es den Eindruck macht, dass es Arbeit für ihn ist. Auf allen Inseln werden wir fröhlich mit einem Iaorana begrüßt, Menschen springen aus ihren Häusern, nur, um uns zu grüßen.
Und doch so vielfältig, diese riesige Inselwelt, viele Fliegenschiße in der unglaublichen Ausdehnung des riesigen Pazifiks. Unser Highlight hier waren die Tuamotus, Atolle im tiefen Ozean, Einfahrten schwindelig und aufregend und immer belohnt durch das Ankern in einer stillen Lagune, die wenigen Einwohner so freundlich, dass es kaum auszuhalten ist, es wird sich bei uns bedankt, dass wir kommen, ein völlig selbstloses Gebaren an den schönsten Flecken dieser Erde. Nie werden wir den Geruch der betörenden Tiare-Blumen vergessen, der abends in voller Intensität über unsere Boote wehte, wir stellen uns vor, wie das damals war, als die räudigen Seeleute hier ankamen, von Krankheiten und Verzicht gezeichnet und die wunderschönen Frauen und Männer tanzend und lachend am Strand trafen. Schönheit, überall Schönheit: die Blume hinter dem Ohr, der Kranz im Haar, egal, ob Frau oder Mann, völlig normal. An den Tuamotus faszinierend ist, dass mitten im 5000m tiefen Ozean ein Ring aus dem Wasser ragt, nicht mehr als vielleicht einen halben Meter hoch, viel gedeiht hier nicht, hauptsächlich Kokospalmen, die wir in rauhen Mengen geplündert und die Beute sehr genossen haben, sei es die leckere Milch, das Herz der jungen Pflanzen oder das festere Fleisch, geraspelt, als Chips oder einfach so. Die Lagunen sind voller wunderschöner Korallen, die Pässe voll köstlichem Fisch. Die wenigen Bewohner sind stolz auf ihre einfache Heimat, die, die schon mal in Tahiti waren kommen voller Eindrücke zurück, doch auch mit der Erkenntnis, dass sie einfach am Liebsten hier leben. Von den ausgelassenen Tam-Tam (Trommel-) Sessions haben wir ja schon geschrieben, hier lebt Freude im Klang, akustisch wird aber auch die Wildheit des Lebens in der Südsee spürbar, das einfache Leben mit den Elementen und ihrer unberechenbaren Eigenwilligkeit, nicht steuerbar, so verletzlich der Natur ausgesetzt und deshalb auch ein Leben im Augenblick, im Jetzt mit der Konzentration auf dem, was Heute zählt. Wir verlassen dieses einfache Leben in der riesigen Wasserwelt um die eleganteren Gesellschaftsinseln zu besuchen. Erschlagen sind wir von der Schönheit dieser einzigartigen Inseln! Die Berge gewaltig, saftig und grün, jede Insel eingebettet in eine Lagune, von einem Riff umgeben. Teils gespenstisch in den Himmel ragende spitze Berge, teils gemütlich bewachsene runde Berge, Reste vulkanischen Ursprungs. Wasserfälle, wohin man schaut, frisch stürzt sich die Flut in ein kleines Bassin und erfrischt und belohnt nach anstrengenden Wanderungen. Blumen säumen den Weg, Blüten in allen Farben, prächtig leuchtend und luftig duftend. Bananenpalmen, Zitrusbäume, Avokadobäume, Maracujahecken, Papayabäume laden zur Selbstversorgung ein, hier fehlt es an nichts. Doch sollte man in die Verlegenheit geraten, Obst kaufen zu müssen, so passiert es uns in Tahiti, dass wir nicht genug Kleingeld haben, der Schein kann nicht gewechselt werden, was nun? Keine Frage, nehmt das Obst mit und ihr bekommt noch Bananen obendrauf geschenkt, bezahlen, wenn du passendes Geld hast! Das Gleiche beim Trampen: fröhliche Polynesier öffnen ihre Autotüren, legen noch Tücher auf die hundebehaarten Polster und los geht’s! Damen mit Blumenkränzen im Haar, einfache Fischersleut, Mutter und Tochter: mit allen haben wir viel Spaß auf den wenigen Straßen der Gesellschaftsinseln.
Ungern möchten wir uns von diesem so schönen Leben in der reichen Natur und den so herzlichen Menschen trennen, doch vor uns liegen die sogenannten „friendly-islands“, die freundlichen Inseln, ja, ist denn das hier noch zu toppen? Wir werden sehen und freuen uns schon auf längere Schläge über diesen riesigen Ozean, auf das Einssein mit Himmel und Meer, vielleicht einem schönen Fisch an der Angel und vielen neuen Begegnungen mit Kulturen, die so weit entfernt sind und das Herz einfach nur öffnen.
Nana („Tschüss“ auf den Gesellschaftsinseln)
Euch gefallen unsere Geschichten? Ihr wollt radiopelicano unterstützen? Dann werft ein paar Groschen in unsere Bordkasse und helft uns über den Pazifik. Smutje und Capitana sagen Dankeschön! Zur Spendenseite